Yvette Sánchez eröffnete das Symposium mit der Feststellung, dass literarische Fälschungen paradox sind und eine grundlegende Ambivalenz des Fälschungsakts aufweisen.
Der bekannte spanische Schriftsteller Enrique Vila-Matas, ultimativer Meister des Fälschens, hob hervor, dass das Fälschen ein Spiel mit doppelter Motivation darstellt, wobei zu unterscheiden sei zwischen Appropiationskunst und Plagiat. Einerseits lenke es den Leser ab, und anderseits möchte der Autor in seinen Ich-Erzählungen untertauchen. Die Fiktion selbst als Kunst der Lüge, die paradoxerweise Wahrheiten auszudrücken vermag, führte er gleich mit einem luziden Text vor, der geschickt gefälschte, apokryphe und authentische Verweise enthielt. Weiter erinnerte er daran, dass Cervantes’ Don Quijote die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität nicht respektiert.
Clara Zamora Meca konstatierte, dass gegenwärtige Sammlertätigkeiten und die Kunst Produkte des fortschreitenden Kapitalismus’ seien und sich heutige Fälschungen in der Malerei klar von denjenigen der Vergangenheit unterscheiden. Lluís Peñuelas i Reixach konzentrierte sich in seinem Vortrag als Jurist und Leiter der Dalí-Stiftung auf die Konzepte der Urheberschaft, Originalität und Fälschung aus einer rechtlichen Perspektive, wobei Betrugsfälle sehr zahlreich auftreten und die Rechte des normativen Systems mit Füssen getreten werden.
Ottmar Ette stellte die Frage, in welche Richtung sich die Literatur bewegt. Ihm nach unterscheidet die Literatur nicht mehr zwischen Sein und Schein. Im Zusammenhang mit dem digitalisierten Cut-and-Paste-Verfahren und der plastischen Metapher der Organtransplantationen geht es darum, zu beobachten, wie das fremde Organ vom Körper aufgenommen wird und damit die beiden Einheiten zu einem produktiven Zusammenleben finde, das auch das Überleben sichert.
Kevin Perromat behandelte die Problematik der Authentizität und Urheberschaft im 17. Jahrhundert und als ein zentrales Thema in Jorge Luis Borges‘ Werk. Magdalena Vinent (CEDRO) unterstrich die wichti-ge Rolle des geistigen Eigentums gerade im digitalen Zeitalter, in dem Raubkopien einfacher denn je zu erstellen sind. José Antonio Insua dagegen relativierte den Punkt der digitalen Raubkopien mit der Feststellung, dass es nötig wäre, die Auslauffristen der einzelnen Lizenzen des urheberrechtlichen Materials zu kürzen, da diese nach einer gewissen Zeit, an Wirtschaftlichkeit verlieren.
Zwischendurch erfreute der peruanische Musiker Gustavo Nanez Delux das Publikum mit seinen afro-peruanischen Rhythmen und Poetry Slams.
Gustavo Guerrero referierte über die Dialektik zwischen der Originalitätskrise und der Reproduzierbarkeit der lateinamerikanischen Poesie der letzten 25 Jahre. Liliana Gómez-Popescu sprach die Mimesis und Imitation an. Bilder verleihen der Literatur zusätzlichen Wert, über das einfache Schreiben und Interpretieren eines Textes hinaus.
Laura Kohlrausch analysierte in ihrem Vortrag die verschiedenen Punkte der fingierten Intertextualität in Borges’ Werk. Florencia Sannders fokussierte ihrerseits auf das spielerische Pastiche der Erzählung “Das Aleph” vom argentinischen Autor Pablo Katchadjian und die teilweise peinlichen Fälschungsvorwürfe von Borges‘ Nachlassverwalterin und Witwe. Ottmar Ette schloss das Symposium mit einer inspirierten Zusammenfassung ab.