Juan Carlos Eichholz, Prof.

08.11.2012

Vortrag: «Why is Latin America still not prospering? Lessons from the ground»

Anlässlich seiner Gastprofessur auf Einladung des CLS-HSG hielt Prof. Juan Carlos Eichholz, Gastprofessor der Universidad Alfonso Ibáñez, Chile am 8. November eine öffentliche Vorlesung.

Prof. Eichholz zeigte die historischen Bedingungen auf, die zur wirtschaftlich sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Nord- und Südamerika geführt haben. Nebst der Unfähigkeit sich selbst zu regieren, trugen interne Machtkämpfe unter den Criollos dazu bei, dass der im Norden Amerikas rasch durchgeführte Normalisierungsprozess des Systems am Ende der Kolonialzeit in Lateinamerika 50 Jahre lang ausblieb. Darauf folgten 60 Jahre gehemmter Entwicklungsbestrebungen, da Lateinamerika weltweit das Gebiet mit dem grössten wirtschaftlichen Gefälle ist. Von 1930 bis 2000 stagnierte die Entwicklung vollständig auf Grund schwacher Institutionen, schlechter politischer Entscheidungen und diktatorischer Regimes.

In den letzten sechs Jahren dagegen waren die Wirtschaftszahlen in den meisten Lateinamerikanischen Ländern besser als in den vergangenen drei Jahrzehnten. Trotzdem scheint keine nachhaltige Verbesserung der Gesellschaft und der Lebensbedingungen in Aussicht, weil trotz des anhaltenden Wirtschaftswachstums kaum Reformen unternommen werden.

Die heutigen Herausforderungen für die Politik sind, so Prof. Eichholz, die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit der Elite und ein gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, das über die eigenen Bedürfnisse (resp. über die eigene Wiederwahl) hinaus geht und das Wohlergehen des Landes ins Zentrum stellt.

In einem ersten Schritt gilt es, auf der Makroebene Strukturreformen durchzuführen, bei der die Abhängigkeit von Behörden zugunsten einer grösseren Eigenverantwortung eingeschränkt wird. In einem zweiten Schritt müssen die Positionen von Bevölkerung und Elite sich einander annähern. Zum ersten Mal werden letztere von einer neuen Generation ernsthaft konkurrenziert. Mit einem durchschnittlichen Einkommen von USD 19'000 pro Jahr ist im Falle Chiles eine Bevölkerungsschicht entstanden, der nicht nur mehr Geld für Bildung und für persönliche Freiheiten zu Verfügung steht, sondern die sich auch nicht mehr scheut, ihre Stimme zu erheben. Prof. Eichholz sieht als einzige Lösung eine Bereitschaft der Eliten, Macht aufzugeben während im Gegenzug die Bürger ihre Erwartungen auf ein realistisches Mass zurückschrauben. Ansonsten droht eine massive Fragmentierung der Gesellschaft. (Text: Manuel Pombo)

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