HSG-Universitätsrat Dr. Martin Huser verwies in seiner Eröffnungsrede an der Jornada Argentina auf das Potential der argentinischen Wirtschaft, die angesichts des von Präsident Macri eingeleiteten Richtungswechsels momentan einen Umbruch erlebt. Yvette Sánchez (CLS-HSG) verwies im Zusammenhang mit den Wirtschaftskrisen, von denen sich das Land immer wieder erholte, auf die Allegorie des aus der Asche wiederauferstehenden Phönix. Luis Eduardo Sussman (Argentinische Botschaft in Bern) schilderte Argentiniens Stärken und Schwächen (hier z.B. die fehlende Infrastruktur). Walter Fonseca unterstrich die Lücken in der Entwicklung und den Drang, die Armut nachhaltig zu bekämpfen. Auch Jobst Wagner (CEO von Rehau) sieht Macris Regierungsmandat als Wendepunkt, das Argentiniens Wettbewerbsfähigkeit verbessern wird.
Fabian Müller (UBS Wealth Management) bezog sich in seinem Referat auf das Vertrauen als kulturelle Ressource auch für die wirtschaftliche Entwicklung. Yanina Welp (Democracy Center Aarau, Universität Zürich) stellte eine zunehmende Polarisierung der politischen Eliten im Land fest und thematisierte die Frage, ob Macri seine Amtszeit zu Ende führen wird, zumal dies seit der Transition keinem Präsidenten einer nicht peronistischen Partei gelungen ist. In Bezug auf die Immigration untersuchte Marcelo Aebi (Université de Lausanne) den Zusammenhang zwischen Immigration und Delinquenz. Integration ist ihm zufolge eine Frage der Zeit.
Im Interview mit Yvette Sánchez erzählte Dieter Meier von seinem engen Verhältnis zu Argentinien, wo er jedes Jahr mehrere Monate verbringt, von seinen unternehmerischen Anfängen, Erfolgen sowie Misserfolgen und seiner Musikkarriere. Dieter Meiers Laufbahn verbindet Kunst und Unternehmertum, wobei der Kreationsprozess in beiden Bereichen zentral sei. Als aktiver Weinproduzent schilderte er die Vorzüge des Anbaus in der argentinischen Pampa sowie die unnötigen Handelshemmnisse für Import und Export. Neben der erfolgreichen Wein- und Fleischproduktion in Argentinien investiert er neu in die Herstellung von Schokolade mit einem bereits weltweit patentierten Verfahren der Kaltpressung von Kakao.
Dieter Cavalleri, der für die Schweizer Botschaft in Buenos Aires tätig war, erzählte von der hohen Anpassungsfähigkeit der Argentinier und ihrer Schlauheit, der viveza criolla, die sie durch den Alltag bringt. Sabrina Zehnder (Universität St.Gallen) unterstrich die Schlüsselrolle (neben Fussball und Tango) und die Symbolkraft von Fleisch in der argentinischen Kultur die sich auch in der Kunst, der Literatur und der Sprache nachverfolgen lassen. Philippe Nell (SECO) rundete die Konferenz mit einem seiner legendären Wrap-ups ab und stellte in Aussicht, dass falls Macri seine Politik tatsächlich verwirklicht, eine zukünftige Jornada Argentina in ein paar Jahren von wirtschaftlichem Fortschritt berichten könne.