Lateinamerika ist heute Gründungsort von Geschäftsmodellen zur Erzielung positiver Effekte in Gesellschaft und Umwelt. Hochinnovative und -kreative Unternehmen sind dienstleistungsorientiert und zugleich bestrebt, an der Basis der Pyramide Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen.
Ziel dieser halbtägigen Konferenz an der Universität St.Gallen war es, vielfältige Interaktions- und Diskussionsmöglichkeiten über alternative und innovative Geschäftsmodelle in Lateinamerika zu bieten.
Auf den Willkommensgruss von Prof. Dr. Yvette Sánchez (CLS-HSG) und Ernst von Kimakowitz (Humanistic Management Center) folgten die Eröffnungsrede, eine Podiumsdiskussion und die interaktive Bearbeitung eines realen Fallbeispiels für nachhaltige Unternehmensführung aus Lateinamerika. Der Tagungsnachmittag schloss mit einer zweiten Key-Note und einem Apéro.
Eröffnungsvortrag
Prof. Theodore Roosevelt Malloch, Forschungsprofessor für die Spiritual Capital Initiative an der Yale University, sprach über die Rolle des Unternehmers für ein tugendhaftes Unternehmertum. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war der Gedanke, dass freies Unternehmertum in erster Linie der Gesellschaft und nicht primär dem Handel dienen sollte. Anhand von zwölf Grundtugenden, entwickelte der Redner den Begriff des «dienenden Führens» («servant leadership»). Empirischen Befunden zufolge, wirkt sich eine solche Führungshaltung gewinnmaximierend aus.
Podiumsdiskussion
In der anschliessenden Podiumsdiskussion stellten Frau Prof. Consuelo García de la Torre von der EGADE Business School (Tecnológico de Monterrey, México) sowie die HSG-Doktorierenden Rocío Robinson und Dominik Mösching ihre Forschungsprojekte vor. Frau Dr. Dorothea Baur, Senior Research Fellow am Institut für Wirtschaftsethik der Universität St.Gallen moderierte das Gespräch. Prof. García de la Torre stellte das im mexikanischen San Cristóbal ansässige Hotel Cielo y Tierra vor, welches, die lokale Bevölkerung in jeden einzelnen Schritt der unternehmerischen Liefer- und der Wertschöpfungskette einbezieht. Rocío Robinson sprach über eine Feinverteilungsinitiative des Riesenunternehmens Nestlé in Brasilien, mit der in einkommensschwachen Gemeinden sowie in den Favelas Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen werden. Dominik Mösching ging der Frage nach, wie Wissensentwicklung und Wissensdiskurse die ökosoziale Widerstandsfähigkeit lenken und zur Gründung innovativer vorbildhafter Geschäftspraktiken beitragen können.
Fallbearbeitung
Die Konferenzteilnehmer befassten sich mit einem Unternehmen in Kolumbien, das Arbeitsmöglichkeiten für Kleinbauern bietet und zugleich die Beibehaltung des Regenwaldes im Amazonasgebiet aktiv fördert. Gebäck, Saucen und Marmeladen werden aus selbst angebauten einheimischen Obstsorten hergestellt. Die Tagungsteilnehmer schlüpften in unterschiedliche Aktionärsrollen, aus denen heraus sie Anregungen für die Nachhaltigkeitserhöhung des Unternehmens formulieren sollten. Prof. Radha R. Sharma von der HHL Leipzig Graduate School of Management und Alicia Henning von der TU Darmstadt moderierten die Ergebnisse aus den Gruppenarbeiten.
Abschlussrede
Fabio Segura, erfahrener impact investor von LGT Venture Philanthropy hielt den Abschlussvortrag, der sich, nicht zuletzt aufgrund der höchst interessanten Fallbeispiele, als besonders gewinnbringend erwies. LGT Venture Philanthropy ist ein führender Investor in Nachhaltiger Unternehmensführung, der die Lebensqualität von weniger begünstigten Menschen möchte. Unternehmer mit positiver sozialer oder umweltfreundlicher Wirkung werden unterstützt, beispielswese durch finanzielle Beiträge fürs Know-How und den Zugang zu Netzwerken.